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Achtsames Kommunizieren

Gewaltfreie Kommunikation/Wertschätzende Kommunikation

By Kruse-im-Blog

Mit diesem Text möchte ich diejenigen erreichen, die ein Interesse daran haben, ihre Teamarbeit durch eine klare Kommunikation zu erleichtern. Dafür möchte ich Ihnen die gewaltfreie Kommunikation (Im Business Kontext oft wertschätzende Kommunikation, kurz WSK, genannt) nach Marshal B. Rosenberg näherbringen. Jedoch kann der folgende Text nur einen sehr kleinen Einblick in die Möglichkeiten der WSK liefern, und es liegt eine gewisse Gefahr im „Nur-lesen“ und „Nicht-erfahren“, der zugrundeliegenden Ideen dieses Textes. Das Lesen einer wertschätzenden Auseinandersetzung mag befremdlich wirken. Das Erleben einer solchen Situation, kann eine tiefe Verbundenheit mit dem Gegenüber bewirken, mit all den damit einhergehenden emotionalen Facetten. Für das Erleben möchte ich ihnen den Besuch bei einem Gfk-Seminar ans Herz legen (kontaktieren Sie uns gerne für mehr Infos).

Die WSK bietet eine einfache Methodik, um Wertschätzung für die eigenen Belange und die des Gegenübers auszudrücken. So beinhaltet sie das „4-Schritte Modell“, das uns das Äußern unserer Wertschätzung erleichtern soll. Doch die WSK ist viel mehr als eine Methode. Deshalb möchte ich, bevor ich zum 4-Schritte Modell komme, noch etwas zu der zugrundeliegenden Haltung sagen.

Haltung, Systeme, Methoden

Systeme und Methoden können uns Sicherheit verschaffen und uns manchmal den Überblick erleichtern. In dem 4-Schritte Modell steckt die Idee, den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen einen Platz in einem System zu geben, um diese Gefühle und Bedürfnisse konstruktiv für unsere Beziehungen zu nutzen. Auch in der Businesswelt gehen wir Beziehungen ein. Und gerade in der Businesswelt, wird den menschlichen Gefühlen oft nur wenig Platz eingeräumt. Sie gelten als unprofessionell, störend, oder hinderlich. Fällt das Wort „Bedürfnis“ in einem typischen mittelständischen Unternehmen, befürchte ich, erntet der Sprecher wahrscheinlich eher Spott statt Verständnis. Fakt ist, unsere Gefühle und Bedürfnisse spielen immer eine Rolle und können die Zusammenarbeit entweder blockieren oder beflügeln. Daher kann es verlockend klingen, methodisch vorgehen zu können. Jedoch müssen wir um das 4-Schritte Modell anwenden zu können, erst den Blick nach innen richten. Nur so können wir unsere Gefühls- und Bedürfnislage ergründen und sie anschließend kommunizieren. Dies erfordert eine Haltung der Achtsamkeit und Akzeptanz gegenüber der eigenen Innenwelt. Der Fokus darf also nicht nur auf dem Auswendiglernen einer Methode liegen. Um wertschätzend zu kommunizieren, sollten wir den Versuch wagen, eine gewisse Haltung zu kultivieren. Diese Haltung nimmt Gefühle an und erkennt die zugrundeliegenden Bedürfnisse. Auch an einer verträglichen Art diese Gefühle und Bedürfnisse zu kommunizieren wird gearbeitet. Dazu muss der passende Raum geschaffen und die individuelle Kompetenz gefördert werden. .

Individuelle Kompetenzen fördern und den nötigen Raum schaffen

Wie gelangen wir zu solch einer Haltung? Hier ein paar Vorschläge:

  • Achtsamkeitsübungen (lesen sie hierzu auch unseren Blogtext „Warum Achtsamkeit an Bedeutung gewinnt“): Für eine Zeitlang nur die körperlichen Empfindungen, den Fluss der Gedanken und der Gefühle beobachtend wahrnehmen. Diese Wahrnehmungen können auch im Dialog mitgeteilt werden. Die Bewusstwerdung der Innenwelt ist der erste Schritt zur erfolgreichen Kommunikation.
  • Storytelling-circles: Richten Sie Zeiten ein, bei denen jeder Mitarbeiter ein paar Minuten Zeit erhält, zu einem bestimmten Thema zu erzählen. Die Anderen hören einfach nur zu. Im Kreis selber werden die Geschichten nicht kommentiert. Wen eine Geschichte besonders berührt oder interessiert, kann nach der Sitzung auf den Erzählenden zugehen. Dies trainiert unsere Fähigkeit, einfach nur zu zuhören, ohne gleich mental mit dem Finden einer Antwort beschäftigt zu sein.
  • Interview-Runden: Jeweils zwei Personen finden sich zusammen. Person A interviewt Person B zu bestimmten Themen (Erfolge in der Firma, Brenzliche Situationen und ihre Lösungen, etc.). Die Paare, die sich interviewt haben, schließen sich zu größeren Gruppen zusammen. In diesen Gruppen erzählt Person A, was sie Person B erfahren hat. Die spannendsten Geschichten können hinterher dem gesamten Plenum erzählt werden. Hierdurch schulen wir unsere Fähigkeit, genau hin zu hören und die Sichtweise einer anderen Person weiter zu geben. Außerdem bietet sich an, die Qualitäten die zu einem Erfolg oder zur Rettung in einer Notlage geführt haben, heraus zu arbeiten. Dieser, auf Stärken gerichtete Blick, wirkt inspirierend, schafft Selbstvertrauen und gibt Orientierung für die Zukunft.
  • Übungen im empathischen Zuhören: Die Mitarbeiter kommen in Kleingruppen zusammen und erzählen ihren Kollegen eine Geschichte, in der sie emotional betroffen waren (natürlich nur wenn sie wollen; viele sind im Nachhinein jedoch Dankbar für diese Gelegenheit). Das einzige was der Zuhörende zu tun hat, ist die Situation des Gegenübers sprachlich zu Spiegeln.

Das 4-Schritte-Modell nach Dr. Marshall B. Rosenberg: Ein Fallbeispiel

Kommen wir nun zu einer Situation, die sich vor einiger Zeit bei einem 3-tägigen KAIZEN Workshop ereignete. Anhand dieser Situation möchte ich verdeutlichen, wie Unausgesprochenes die Kommunikation erschweren kann. Außerdem möchte ich anhand des 4-Schritte Modells erläutern, wie die WSK vorbeugend bzw. im Nachhinein klärend wirken kann.

Nachdem wir die Teilnehmer des Workshops begrüßten, schlugen wir vor, uns auf eine Uhrzeit zu einigen, zu der wir die nächsten zwei Tage beginnen wollten. Der Vorschlag „8.00 Uhr“ stand im Raum.

Ein Ingenieur schlug vor:

„Lasst uns um 9.00 Uhr starten!“.

 Der Geschäftsführer entgegnete:

„Wir haben die nächsten Tage viel vor. Ich schlage vor um 8.00 Uhr zu beginnen. Immerhin wollen wir gute Ergebnisse erzielen!“.

Der Ingenieur daraufhin:

„Es ist eine Frechheit, dass Sie mir unterstellen, ich wolle keine guten Ergebnisse erzielen!“

Wie Sie sich sicher vorstellen können, war die Stimmung gleich zu Beginn etwas geladen. Lassen Sie uns schauen, was „Wertschätzung“ in diesem Moment bedeuten könnte.

Wertschätzung heißt, den Wert in etwas zu sehen. Den Wert in einer großartigen Leistung zu sehen, ist leicht. Die große Aufgabe in der wertschätzenden Kommunikation ist also, einen Wert zu erkennen, auch wenn er sich nicht gerade aufdrängt. Was ist also der Wert im Ärger, oder vielleicht auch der Empörung, des Ingenieurs? Lassen Sie uns die Methode des 4-Schritte Modells ins Spiel bringen.

Einer Aussage mithilfe des 4-Schritte Modells auf den Gefühls- und Bedürfnisgrund zu gehen, beinhaltet die folgenden vier Schritte:

  1. eine Beobachtung (Was ist geschehen? So objektiv wie möglich)
  2. ein Gefühl (das Gefühl, dass in 1., durch die Beobachtung, Ausgelöst wurde)
  3. ein Bedürfnis (warum habe ich das Gefühl? Was steckt hinter dem Gefühl? Was ist mir wichtig?)
  4. eine Bitte (eine Lösungsidee formuliert als Frage an den Anderen)

An dieser Stelle müssen wir leider mutmaßen, was dem Ingenieur im Moment des Ärgers wichtig war. Versuchen wir mal, uns in ihn hinein zu versetzen. Der Ingenieur macht einen Vorschlag, wahrscheinlich, aus einem guten Grund. Vielleicht auch gerade deshalb, weil ihm gute Ergebnisse wichtig sind und er der Ansicht ist, dies erreicht man vor allem, wenn alle ausgeschlafen sind. Eine Aussage nach dem 4-Schritte Modell könnte dann wie folgt aussehen:

„Herr G., sie haben Ihren Vorschlag für den Startzeitpunkt eben damit begründet, dass Sie gesagt haben, Immerhin wollen wir gute Ergebnisse erzielen. Ich merke gerade, dass ich mich ärgere und auch ein bisschen enttäuscht bin. Ich hätte gerne Vertrauen darauf, dass mir der Erfolg des Workshops ebenfalls wichtig ist und würde deshalb gerne erklären, warum ich meinen Vorschlag gemacht habe.“

  1. Beobachtung: „Immerhin wollen wir gute Ergebnisse erzielen“
  2. Gefühl: Ärger, Enttäuschung
  3. Bedürfnis: Vertrauen, evtl. Anerkennung
  4. Bitte: Ich möchte meine Gründe erklären

Tatsächlich sind wir in Sachen Wertschätzung nicht von anderen abhängig. Dadurch, dass der Ingenieur seinem Ärger auf den Grund gegangen ist, hat er den Wert darin herausgearbeitet. Ihm war wichtig, dass gesehen wird, das er motiviert ist seinen Teil beizutragen: Eine wertvolle Geisteshaltung. Unseren Gefühlen auf den Grund zu gehen, kann unangenehm sein. Für gewöhnlich möchten wir, dass der Ärger einfach nur weg geht. Um den Wert darin zu erkennen, müssen wir auf unsere Gefühle eingehen. Dafür müssen wir darauf vertrauen, dass unsere Gefühle grundsätzlich dazu da sind, uns auf etwas bestimmtes aufmerksam zu machen, und uns zu helfen.  

Zusammenfassung der Vorteile von WSK

  • Konstruktives Konfliktmanagement: WSK ist grundsätzlich auf Win-Win-Lösungen ausgerichtet. Die Kooperationsbereitschaft steigt. Dominanz und Unterwerfung weichen der Kooperation. Konflikte werden schneller und nachhaltiger abgebaut, sodass die Zusammenarbeit reibungsloser funktioniert.
  • Gegenseitiges Verstehen und Akzeptieren. Wertschätzung heißt nicht, dass man alle anderen Sichtweisen befürwortet, jedoch wird durch das 4-Schritte Modell und der zugrunde liegenden Haltung der WSK, ein Perspektivwechsel ermöglicht, der die treibenden Motivationen hinter einer Handlung klarer werden lässt.
  • Emotionale Kompetenz jedes Einzelnen: Die WSK fördert innere Klarheit in schwierigen Situationen. Denn in der WSK geht es nicht nur um die Kommunikation mit Anderen, sondern auch mit uns selbst. Hierdurch werden schwierige Themen eher angesprochen, da innere Klarheit Vertrauen schafft und Mut gibt. Auch unsere Beziehung mit anderen erreichen dadurch ein neues Maß an Klarheit.
  • Die WSK ermöglicht die Einsicht, dass die Verantwortung für die eigenen Gefühle bei einem selber liegt und nicht bei jemand anders. Auslöser meiner Gefühle können im Außen liegen, die Ursache meiner Gefühle entspringt jedoch meinen Bedürfnissen in der jeweiligen Situation. Das Resultat: Vorwurfsvolles Denken und Handeln weichen Selbstreflexion und Verantwortungsbewusstsein.
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